Estland
Wälder und Moore
Viel unberührte Natur
Estland ist der nördlichste Staat im Baltikum und grenzt im Süden an Lettland, im Osten an Russland sowie im Norden und Westen an die Ostsee. Flächenmäßig ist das Land etwas größer als die Schweiz, aber bei Weitem nicht so bevölkert. Dass Estland heute so interkulturell ist, liegt auch an der Geschichte des Landes: Zuerst herrschten hier die Dänen, bevor sie 1.252 für gute 300 Jahre vom Deutschen Orden abgelöst wurden. Danach kamen die Schweden und im 18. und 19. Jahrhundert die Russen. Seit Ende der Sowjetzeit unterhält Estland vor allem zu Finnland enge Beziehungen, die tiefe Verbindung geht sogar so weit, dass die Nationalhymnen der beiden Länder die identische Melodie haben. Heute ist Estland Mitglied der Europäischen Union, bezahlt wird mit Euro, wobei Bargeld fast überflüssig ist, weil man fast überall mit Karte oder Telefon zahlt. Das liegt auch daran, dass Estland, was die Digitalisierung angeht, zu den modernsten Ländern der Welt gehört.
Den kleinsten Staat der baltischen Länder machen eine abwechslungsreiche Natur, mittelalterliche Städte, kilometerlange Strände, glasklare Seen, Feuchtgebiete, Moore und über 1500 Inseln zu einem lohnenden Reiseziel. Gut die Hälfte Estlands ist von Waldgebieten bedeckt, die von vielen Flüssen und Seen durchzogen sind – ideal für Wanderungen, Fahrrad- und Kajaktouren.
Im Norden locken vor allem von Kiefern umgebene Sandstrände, mittelalterliche Festungen und Gutshöfe. In der alten Ordensburg Wesenberg in Rakvere können Sie tief ins Mittelalter eintauchen und sich in Bogen- und Armbrustschießen versuchen. Ein weiteres Highlight ist der Nationalpark Alutaguse, hier können Sie aus Hütten mit Fotoluken Braunbären ganz nah erleben.
Im Süden des Nationalparks erstreckt sich der Peipussee mit seinen langen, einsamen Sandstränden. Quer durch sein Wasser verläuft die Grenze zu Russland. Am See trifft man in den sogenannten Zwiebeldörfern noch auf alte Traditionen, denn die Ansiedlungen wurden im 17. Jahrhundert von Altorthodoxen gegründet.
An der Westküste finden Sie viele einsame Strände, Küstendörfer und Jachthäfen. Der beliebteste Ferienort ist Pärnu mit schönem Sandstrand, Parkanlagen und alten Holzvillen. Pärnu war bereits im 19. Jahrhundert ein Kur- und Erholungsort. Und Erholung pur finden Sie hier immer noch! Der Nationalpark Soomaa, der von Sümpfen und Mooren geprägt wird, ist wiederum der beste Ort, um Vögel zu beobachten. Im größten estnischen Hochmoor ist Moorschuhwandern angesagt. In Südestland finden Sie ebenfalls tiefe Wälder, verschlafene Dörfer und bezaubernde Städte wie etwa Tartu, die älteste Stadt der baltischen Staaten.
Auch im Speiseplan der Esten spiegeln sich die kulturellen Einflüsse wider: Eines der beliebtesten traditionellen Gerichte ist Verivorst (Blutwurst) mit Mulgikapsad (Sauerkraut). Wobei die Esten immer mehr darauf achten, frische und regionale Zutaten zu verwenden, und so dem Trend der „neuen nordischen Küche“ folgen.
Tallinn
Die Hauptstadt Estlands gehört zu den schönsten Städten in Nordeuropa, die Altstadt Tallinns ist UNESCO-Welterbe. Tallinn wurde bereits im frühen Mittelalter gegründet und war eine der bedeutendsten Hansestädte, wovon auch heute noch die von mächtigen Wehrtürmen umgebene Stadtmauer, viele eindrucksvolle Lager- und Wohnhäuser, Kirchen und Klöster sowie das gotische Rathaus und das Haus der Großen Gilde zeugen. In den Altstadtgässchen sind noch viele kleine Werkstätten beheimatet, die Glas- und Töpferwaren herstellen. Auf dem Domberg stehen das prachtvolle Schloss Katharinental im Petrinebarock-Stil, heute Sitz des estnischen Parlaments, der Turm Langer Hermann, schöne Adelspaläste, die Domkirche und die russische Alexander-Newski-Kathedrale. Im Stadtviertel Kalamaja können Sie noch zahlreiche bunte Holzhäuser aus den 1920er- und 1930er-Jahren bewundern. In viele der alten Fabriken sind heute Künstler, Galerien, Bars und Restaurants eingezogen. Kunstinteressierte sollten das KUMU im Stadtteil Kadriorg besuchen, das Kunst vom 18. Jahrhundert bis heute zeigt. Zur Entspannung können Sie eine der Promenaden oder Sandstrände mit schönem Blick auf die Stadt besuchen.
Naturfreunde sollten den nur eine halbe Stunde von Tallinn entfernten Nationalpark Lahemaa an der Nordküste aufsuchen. In dem Naturschutzgebiet mit unzähligen kleinen Buchten, Stränden, Findlingen und Fischerdörfern brüten viele Seevögel. In den Wäldern und Hochmooren leben Elche, Wildschweine, Braunbären, Luchse und Füchse. Unbedingt einen Besuch wert ist das Kapitänsdorf Käsmu an der Nordspitze mit einem kleinen Leuchtturm aus Holz und vielen Findlingen.
Inseln
Fast zehn Prozent des estnischen Staatsgebiets bestehen aus Inseln – 1520 winzige Eilande, die überwiegend ländlich geprägt und oft Naturschutzgebiete sind. Hier findet man neben beeindruckender Natur absolute Ruhe. Da Saaremaa, die größte Insel, während der Sowjetzeit Sperrgebiet war, ist sie auch heute noch sehr ursprünglich mit einer reichen Flora und Fauna. Hier können Sie Steinmauern aus Findlingen, Windmühlen, den Meteoritenkrater von Kaali und die Steilküste Panga entdecken, Kegelrobben und Vögel beobachten oder in Kuressaare, dem Hauptort der Insel, in einem Schlammbad entspannen. Auf der zweitgrößten Insel, Hiiumaa, erwarten Sie lange Sandstrände, unberührte Natur, endlose Wälder und viele Leuchttürme.